Eine kleine Chronik
„Auf die Gründung
der Volksbühne Körner (benannt nach dem Dichter und Dramatiker Carl Theodor
Körner, 1791 bis 1813) im Oktober 1908 in den Räumen der „Lönsmühle“ – das
Gebäude steht noch heute am Ortsrand zu Bochum in Herne-Eickel – schloss sich
eine beispiellose künstlerische Entwicklung an, die sich die Gründer gehofft,
aber sicher nicht vorgestellt hatten. Mit Singspielen, Klassikern bis hin zu
Operetten, Musicals und Märchen prägten die Amateure der Volksbühne Körner über
Jahrzehnte das kulturelle Leben in Wanne-Eickel. Aber der Reihe nach. Es waren
Handwerksmeister, Kaufleute, Bergleute, Musiker und Lehrer, die sich
entschieden, künstlerisch wirken zu wollen. In den Sälen umliegender
Gaststätten wurden Theaterstücke und Singspiele gezeigt. Die Kulissen wurden
anfangs auf Handkarren zu den Spielorten verbracht. Die Liste der Autoren für
die früher gespielten Stücke liest sich wie das „Who is Who“ der
Theaterliteratur Shakespeare, Grillparzer, Lessing, Schiller, Hauptmann,
Moliére u.a. Nur die Kriegsjahre ließen das Theaterspiel zum Erliegen kommen.
Nur wenige Tage
nach Kriegsende fanden sich die Heimkehrer zusammen und ließen den
Spielbetrieb ab 1946 umgehend wieder aufleben. Eine immer größere
Theatergemeinde verfolgte das Wirken der Bühne und bescherte ihr über
Jahre stets wachsende Zuschauerzahlen. Bereits 1948 konnte in einer
großen Festwoche Jubiläum gefeiert werden. Mitgründer Schneidermeister Ludwig
Conrad wurde für 40 Jahre Mitgliedschaft geehrt. In nur einer Woche erlebte der
Saal Schulte-Berge in Holsterhausen die Aufführung von fünf verschiedenen
Stücken vom Märchen über Klassiker bis hin zur Operette.
Im Oktober 1951
konnte die Volksbühne Körner mit der „Czardasfürstin“ von Emmerich Kalman den
Städt. Saalbau Wanne-Eickel eröffnen. Der frühere Kaisergartensaal war 1944 den
Bomben zum Opfer gefallen. Der Wanne-Eickeler Oberbürgermeister Edmund Weber
sprach damals von einem „kulturpolitischen Meilenstein“, weil die Stadt mit
ihren Bürgern den Wiederaufbau gemeinsam handwerklich und finanziell bewältigt
hatten.
In den Jahren des Wirtschaftswunders
wurde der Grundstein gelegt für eine breit angelegte kulturelle Arbeit
der Volksbühne Körner. Mit Märchenspielen im Dezember wurden
Generationen von Kinder der Schulen und Kindergärten – als Aktive oder
Zuschauer – auf Weihnachten eingestimmt. Bis zu drei Vorstellungen am Tag
erforderten einen personellen und logistischen Kraftakt. Bis zu vierzig
Darsteller standen dabei auf der Bühne. Die Großen spielten über die Jahre
Klassiker und Lustspiele, Kriminalstücke oder musikalische Komödien.
Shakespeares „Hamlet“, Sartres „Schmutzige Hände“ oder Paul Abrahams „Viktoria
und ihr Husar“ prägten eine Festwoche zum 50. Jubiläum im Jahre 1958.
Zum 60. Jubiläum
der Volksbühne Körner organisierten ihre Macher im Mai 1968 die Europäischen
Theatertage mit Bühnen aus Belgien, Holland, der Schweiz, England und der
damaligen Tschechoslowakei. Mit der Operette „Der Zarewitsch“ und der Komödie
„Der Mustergatte“ brachte sich die Volksbühne Körner Wanne-Eickel in das
Programm ein. Zeitgleich tagte die Bundesversammlung des „Bundes Deutscher
Volksbühnen und Laienspiel“ in Wanne-Eickel.
In den Folgejahren
prägte die über Jahre währende enge Bindung der Volksbühne Körner zum
Musiktheater im Revier den Spielplan. Mit Solisten aus Gelsenkirchen und
eigenen teils ausgebildeten Darstellern und Sängern gelangen über Jahre – neben
Komödien und Märchen – Operetten zur Aufführung. Die „Fledermaus“ oder
„Victoria und ihr Husar“ oder „Der Bettelstudent“ erlebten Premieren im Saalbau
Wanne. Es sollte die Volksbühne Körner sein, die nach dem Brand des Saalbaus im
Jahre 1981 zu Weihnachten 1983 erneut die Wiedereröffnung des renovierten
Theaters mit „Aschenputtel“ und tausenden begeisterter Kinder in 15
Aufführungen feiern konnte.
Theatergruppen aus
ganz Deutschland zeigten beim Amateurtheaterfestival 1978 in Wanne-Eickel und
Herne – die Städteehe war seit 1975 besiegelt – ihr hohes Niveau
schauspielerischen Könnens. Hernes Oberbürgermeister Manfred Urbanski lobte das
Wirken der Amateure als wichtigen Beitrag zum Zusammenführen der Menschen aller
Bevölkerungsschichten. Die Geschicke des Theaters jener Jahre und das Wirken
der Volksbühne war geprägt vom Einsatz des Wanne-Eickelers Herbert Stöhr, der
bis zu seinem Tod 2001 den Verein über 40 Jahre geleitet hatte. Daneben war er
über annähernd 30 Jahre auch Vorsitzender des Amateurtheaterverbandes NRW.
Mit dem Wegfall des
Städt. Saalbaus Wanne-Eickel als Spielstätte – der „Mondpalast“ hat dort
Einzug gehalten – realisierte die Volksbühne Körner unter ihrem Vorsitzenden
Klaus Mahlberg (seit 2001) ab 2005 die
Errichtung und am 26.10.2006 die Eröffnung der KOMÖDIE AM PARK in Herne-Eickel. Alles wird auf einmal
anders. Das eigene Theater mit professioneller Licht- und Tontechnik, eigenem
Saal für 80 Zuschauer und Werkstätten erforderten einen Spielplan und
regelmäßige Aufführungen. Dem Engagement der Regisseure Gerd Kamps, Bert
Dyllong, Karin Krebs sowie Klaus Mahlberg und dem des gesamten Ensembles
mit einem gut aufgestellten technischen Team ist es zu danken; in bisher 13 Jahren
erlebt das kleine Theater – neben Gastspielen anderer Künstler- 22 eigene
Premieren mit Komödien des gehobenen Boulevard. Mit amerikanischen,
französischen und deutschen Stücken gewinnt und unterhält das Theater sein
Publikum mit bis zu 40 Vorstellungen im Jahr. Dabei sind alle in der
Bühne ehrenamtlich tätig. Klaus Mahlberg, Intendant des Theaters und seit über
fünfzig Jahren im Verein aktiv, hofft auf weitere erfolgreiche Jahre.
Die Volksbühne
Körner ist Gründungsmitglied Amateurtheaterverbandes NRW und damit eine der
ältesten Bühnen des Verbandes. Zum Jubiläum 111 Jahre spielt die Bühne
seit September 2019 en suite die Komödie „Der Kurschattenmann“ von René
Heinersdorff.
Kontakt: Volksbühne Körner
Klaus Mahlberg, Vorsitzender
Eickeler Markt 3a
44651 Herne
www.komoedie-am-park.de